IMA-Konstrukteurin Beate R. im Interview mit unserem Personalbereichsleiter

Trotz starker Bemühungen, vermehrt Frauen in technische Berufe zu bringen, ist der Frauenanteil in MINT-Berufen gering. Expertinnen und Experten führen das vor allem auf stereotype, konservative Rollenbilder zurück.

Auch für Beate R. war der Weg zur Konstrukteurin nicht geplant. Woher ihr Sinneswandel kam und wie sich ihr Berufsalltag als mechanische Konstrukteurin gestaltet, erzählte sie unserem Personalbereichsleiter. 

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Du arbeitest als Auftragskonstrukteurin bei einem weltweit agierenden Maschinenbau-Unternehmen. War deine Karriere so geplant oder Zufall?
In der 4. Klasse Gymnasium musste ich mich für meinen weiteren Bildungsweg entscheiden. Ich hatte ehrlich gesagt keine Ahnung, entschied mich aber letztendlich für die HAK mit Schwerpunkt Fremdsprachen. Kurz vor Schulschluss des ersten Jahres wurde mir eines Tages bewusst, dass ich diese Schule nicht fertig machen will.

Eines meiner größten Hobbies zu dieser Zeit war das Zeichnen, besonders das Zeichnen von Autos. Also habe ich kurzerhand beschlossen, in die HTL Steyr mit Schwerpunkt Maschinenbau-Fahrzeugtechnik zu wechseln. Eigentlich seltsam, weil ich mit Technik bis dahin nichts am Hut hatte. Als ich dann in der HTL zum ersten Mal auf einem CAD-Programm konstruierte, war für mich sofort klar: Das ist es, was ich machen möchte! Circa zwei Wochen nach der Matura saß ich dann schon vor den Bildschirmen meines jetzigen Arbeitgebers.

Als ich dann in der HTL zum ersten Mal auf einem CAD-Programm konstruierte,
war für mich sofort klar: Das ist es, was ich machen möchte!

Wie sieht dein typischer Arbeitsalltag aus?
Dank Gleitzeit bestimme ich meinen Arbeitsbeginn selbst. Meist starte ich um 6.30 Uhr. Bei einem Häferl Tee öffne ich meine benötigten Programme und checke meine E-Mails. So verschaffe ich mir einen ersten Überblick über meine To-dos für den Tag. Mein Aufgabengebiet ist die Auftragskonstruktion, sprich ich konstruiere Maschinen nach Kundenanforderungen. Diese werden dann in unserem Werk zusammengebaut, in Betrieb genommen und schließlich dem Kunden geliefert. Je nach Komplexität des Auftrags beschäftigen mich die Projekte einige Tage, teilweise auch Wochen.

Neben der Konstruktion habe ich natürlich auch noch andere Aufgaben, wie beispielsweise das Anlegen aller zugehörigen Stücklisten, Pläne zeichnen, Änderungswünsche, Verbesserungen, usw. Am Vormittag widme ich mich meistens der Konstruktion und den aufwendigen Aufgaben bzw. finden hier montags und mittwochs unsere internen Besprechungen statt. In diesen wird abgeklärt, ob wir die festgelegten Termine einhalten können oder wo Unterstützung benötigen. Am Mittwoch trifft sich vormittags die ganze Auftragskonstruktion. Um ca. 11:30 Uhr mache ich täglich Mittag. 

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Nach der Pause schreibe ich meistens die Stücklisten der konstruierten Teile und Baugruppen zusammen, mache die dazugehörigen Fertigungszeichnungen oder erstelle andere benötigte Pläne. Ich verbringe so ziemlich meinen ganzen Arbeitstag vor drei Bildschirmen, was ab und zu sehr anstrengend sein kann. In den Pausen beschäftige ich mich deshalb gerne mit meinem Zauberwürfel und seinen „Verwandten“, um den Kopf wieder etwas frei zu bekommen. Das hilft mir, mich danach wieder besser auf die Arbeit konzentrieren zu können. Mittlerweile habe ich dafür schon eine ganze Sammlung dieser Zauberwürfel auf meinem Schreibtisch stehen.

Es kommt vor, dass ich aufgrund Fragen, Probleme oder Lösungsvorschläge zu einen meiner Aufträge selbst in die Montage muss – natürlich mit Sicherheitsschuhen. Auch das bringt Abwechslung in den Arbeitsalltag. Um circa 15:10 Uhr fahre ich dann meistens nach Hause.

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Was findest du an deinem Beruf spannend?
Als Konstrukteurin kann man in den verschiedensten Bereichen der Industrie arbeiten – die Auswahl ist sehr groß. Ich persönlich finde es spannend, wenn man an einem Prozess vom Auftragstext bis hin zur fertigen Maschine in der Montagehalle beteiligt ist. Der Weg zur perfekten Lösung ist Herausforderung und Reiz zugleich. Bei Fragen oder Unklarheiten profitiere ich vom Teamwork mit meinen Kollegen, die immer ein offenes Ohr haben und mich bei Bedarf unterstützen. Es ist einfach großartig, sich seine Arbeit ganz flexibel und selbstständig einteilen zu können. Ich arbeite allein und im Team – das gefällt mir. Ich könnte mir gut vorstellen, diesen Beruf bis zur Pension zu machen ...

Das Allerwichtigste ist die Leidenschaft am Beruf.

Welche Stärken sind als Konstrukteurin gefordert?
Grundvoraussetzungen für den Beruf sind mit Sicherheit das Interesse und Verständnis für Technik, logisches Denken sowie ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen. Selbstständiges Arbeiten, aber auch das Arbeiten im Team dürfen kein Problem sein. Kreativität erleichtert das Konstrukteur-Dasein. Das Allerwichtigste ist aber die Leidenschaft am Beruf. Man muss diesen Beruf wirklich wollen, um erfolgreich zu sein.

 

Danke für das Interview und viel Erfolg weiterhin!