"Ich bin gerne ständig online..."
Bruno Buchberger ist einer der wenigen Österreicher, die jahrzehntelange Erfahrung als internationaler Forscher (Computer / Mathematik) und gleichzeitig als Technologie‐Manager vorweisen können. Er vermittelt in seinen Vorträgen und Seminaren in seltener Weise, wie die Welt der Wissenschaft und die Welt der Wirtschaft verbunden werden können, und stellt Wissenschaft und Wirtschaft in den gesellschaftlichen Zusammenhang.
Es war ein beeindruckendes Erlebnis, Herrn Buchberger live zu erleben und ihn persönlich kennen zu lernen. Im Zuge eines Seminars mussten wir diese Chance nutzen, um kurz mit ihm zu sprechen:
Herr Buchberger, welche grundsätzliche Empfehlung würden Sie jungen Techniker/innen für den Berufseinstieg geben?
Was immer Ihr Fachgebiet ist, versuchen Sie, exzellent zu sein. Und öffnen Sie gleichzeitig den Blick für Ihre hohe Verantwortung in der Gesellschaft, die mit einem hohen Niveau an Wissen und Können verbunden ist und weit über das eigene Fachgebiet hinausgeht.
Wo sehen Sie Haupthandlungsbedarf bei Arbeitgebern in Zusammenhang mit jungen Arbeitnehmer/innen?
Der Blickwinkel bezüglich Arbeit ändert sich: Viele Menschen würden sich heute am liebsten als “Unternehmer” = Gestalter ihrer “Lebensfirma” sehen, mit vielen verschiedenen sowie wechselnden und immer aktuellen Strängen in unterschiedlichen Rollen. Und in Summe mit einem guten Einkommen und der Möglichkeit, sich etwas aufzubauen. Arbeitgeber sollten jungen MitarbeiterInnen daher das Gefühl geben, in diesem Sinne als “Unternehmer” agieren zu können.
Welche Empfehlung haben Sie betreffend „ständigem Online-Sein“?
Ich bin gerne ständig online und im Strom der aufregenden Dinge, die um "mich herum" (das kann physisch sehr weit sein) passieren und schubse gerne den globalen Karren da und dort auch kräftig an. Das geht aber nur deshalb ohne Belastung und Stress, weil ich zweimal am Tage mindestens 20 Minuten meditiere und damit völlig “offline" bin.
Univ.-Prof. Dr.phil. Dr.hc.mult. Bruno Buchberger, MAE
* 22. 10. 1942, Innsbruck (Tirol)
Buchberger promovierte 1965/66 an der Universität Innsbruck mit der mathematischen Theorie der Gröbnerbasen und dem Buchberger-Algorithmus. In seiner Dissertation löste Buchberger ein 60 Jahre altes mathematisches Problem: eine Theorie zum Lösen sogenannter "nicht-linearer" Gleichungen. Über die Methode sind seither weltweit mehr als 1.000 wissenschaftliche Arbeiten erschienen und über 30 Lehrbücher.
1973 habilitierte sich Buchberger im Fach Mathematik und übersiedelte 1974 nach Oberösterreich. Von 1974 bis 2002 war er ordentlicher Universitätsprofessor für Computer-Mathematik am Institut für Symbolisches Rechnen an der JKU in Linz. Von 1979 bis 1981 war er außerdem Dekan der Technisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät.
1987 gründete er dort das Research Institute for Symbolic Computation, dessen Vorstand er bis 1999 war. 1989 transferierte Buchberger dieses Institut nach Schloss Hagenberg (OÖ), wo er 1990/91 den Softwarepark Hagenberg gründete, den er bis Juli 2013 leitete. Hier haben rund 60 Unternehmen und Institute mit mehr als 1.000 Mitarbeitern ihren Sitz. Dazu kommen noch ca. 1.500 Studenten der Fachhochschulen aus dem In- und Ausland.
Buchberger hat im Laufe seines Lebens zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen und Ehrungen erhalten. 2010 wurde Buchberger beispielsweise zum „Österreicher des Jahres“ in der Kategorie Forschung gewählt.
Der vierfache Vater lebt zusammen mit seiner Familie in Hagenberg.
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